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KINTSUGI

URSPRUNG & GESCHICHTE

Kintsugi geht angeblich auf Ashikaga Yoshimasa zurück, der als Shōgun im 15. Jahrhundert eine von japans künstlerischen Blütezeiten, die Higashiyama-Kultur (jap. 東山文化, Higashiyama bunka, wörtlich: „Ostberg-Kultur“) maßgeblich förderte. Zu seinen Leidenschaften gehörte auch die Teezeremonie.

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Man sagt, dass er, als seine favorisierte Teeschale zerbrach, diese nach China zur Reparatur schickte und von dem Ergebnis enttäuscht war: zu deutlich störten die Metallklammern die Schönheit der geliebten Trinkschale. Er forderte die Künstler und Meister seines Hofes auf, eine Methode zu entwickeln, die Scherben auf ästhetische Weise wieder zusammenzufügen. Daraus entwickelte sich die “Goldverbindung”, in der sich die Risse harmonisch mit dem geflickten Objekt zu einem neuen Kunstwerk verbinden.

Ob es sich genau so zutrug, ist fraglich. Die Wurzeln der Goldverbindung, sowohl künstlerisch als auch ästhetisch, passen jedoch sehr gut in die Zeit der Higashiyama-Kultur - eine Zeit, in der eine zerbrochene Teeschale die Jahrhunderte überdauern konnte.

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TRADITIONELLES KINTSUGI

In einem vielstufigen und lang andauernden Prozess werden auseinandergebrochene oder gesprungene Keramiken und Porzellan repariert. Dazu wird der japanische Lack Urushi (jap. 漆) in mehreren Schichten aufgetragen, wahlweise mit goldenen oder silbernen Pigmenten bestäubt und anschließend poliert. Für die Verbindung der Scherben wird der Urushi mit Tierleim vermischt, für fehlende Stellen werden Tonoko (japanische Tonerde) und Urushi verwendet. Der Prozess dauert Wochen, da die Trockenzeit des traditionellen Urushi mehrere Tage beträgt.

MODERNES KINTSUGI

Bei der modernen Technik wird anstelle des Urushi ein Epoxidharzkleber verwendet, in den Goldpigment gemischt wird. Mit dieser Technik lassen sich auch unterschiedliche Farbpigmente verarbeiten. Die Verarbeitungszeit wird durch die schnelle Trockenzeit des Klebers wesentlich verkürzt. 

KINTSUGI & NACHHALTIGKEIT

Was der Ingenieur Reiner Pilz 1994 in einem Zeitschriftenartikel als “Upcycling” bezeichnete, ist vielleicht die europäische Antwort auf die japanische Wabi-Sabi-Philosophie. Er schreibt über die damalige Recycling-Situation in Deutschland: “Recycling, ich nenne das Downcycling. […] Was wir brauchen, ist Upcycling, das alten Dingen mehr Wert, nicht weniger, zuspricht.”

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