Reparatur antiker Rengetsu-Keramiken
Als erstes Projekt in diesem Blog möchte ich eine besondere Reihe Arbeiten vorstellen: 2022 habe ich sieben Keramikstücke für den Schweizer Sammler John Walker restauriert. Die meisten dieser Werke stammen aus der Tradition der Rengetsu-Yaki, benannt nach der japanischen Künstlerin und Nonne Ōtagaki Rengetsu (1791–1875).
Es ist etwas besonderes, mit antiken Keramiken zu arbeiten. Die in jedem Stück innewohnende Geschichte lädt dazu ein, der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen. Jedes Mal, wenn ich ein solches Stück aus dem Furo hole und eine weitere Lackschicht auftrage, fühle ich mich mehr denn je mit der Vergangenheit und der Gesellschaft verbunden, die es hervorgebracht hat.

Ōtagaki Rengetsu (1791–1875) war eine japanische buddhistische Nonne, Keramikkünstlerin und Kalligraphin der späten Edo- und frühen Meiji-Zeit. Geboren als Tochter einer Kurtisane und eines Feudalherrn, wurde sie kurz nach ihrer Geburt adoptiert und wuchs in Kyōto auf. Nach persönlichen Schicksalsschlägen, darunter der Verlust ihrer Ehemänner und Kinder, entschied sie sich, ins Kloster einzutreten. Rengetsu wurde für ihre Gedichte und ihre einzigartigen Keramiken bekannt, die oft mit ihrer eigenen Kalligraphie verziert waren. Ihre Werke spiegeln eine tiefe spirituelle Verbundenheit und eine Wertschätzung für die Vergänglichkeit des Lebens wider.

Die Restaurierung von Rengetsu-Keramiken ist eine besondere Ehre. Ihre Arbeiten haben eine spielerische Leichtigkeit inne, die sich im Stil der Kalligrafie und den natürlichen Formen der Keramiken ausdrückt. Das Verharren in der Betrachtung der Natur, das Rengetsus Werken innewohnt, inspiriert bis heute. Die Kintsugi-Reparatur dieser antiken Stücke stellt nicht nur ihre Funktionalität wieder her, sondern ist auch eine Verbeugung vor ihrer Geschichte und ihrer Schöpferin.
Mehr über Ōtagaki Rengetsu:
"The Rengetsu Foundation Project" (Englisch)
Wikipedia-Artikel über Otagaki Rengetsu (Deutsch)
Kyūsu
Bei dieser Kyūsu waren sowohl Risse als auch abgesplitterte Fehlstellen zu reparieren. Die Fehlstellen wurden mit Sabi Urushi, einer Mischung aus Tonoko (japanische Tonerde) und Urushi, gefüllt und dann mit Lackschichten überzogen, bis sie die gewünschte Form hatten.
Shiboridashi & Chawan
Bei dieser Shiboridashi und Chawan sind lediglich Risse in der Keramik entstanden. Ein Auftrag von mit Kampferöl verdünntem Urushi lässt den Lack in den Riss einziehen und versiegelt ihn dadurch. Danach wird der Riss, wie bei den Bruchstellen, mit Bengara Urushi nachgezogen und mit Pudergold veredelt.
Hanaire
Bei dieser Hanaire ist der untere Teil abgebrochen und wurde mithilfe von Ji Urushi, einer Füllmasse aus Jinoko (japanische Schamotte) und Urushi, nachmodelliert.
Schalen
Bei beiden Schalen wurden fehlende Stellen mithilfe von Ji Urushi, einer Füllmasse aus Jinoko (japanische Schamotte) und Urushi, nachmodelliert.