Antiquitäten tragen die Spuren vieler Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte. Sie erzählen Geschichten von Gebrauch, von Händen, die sie gehalten, und Augen, die sie betrachtet haben. Bruchware ist ihr Gegenstück. Noch nie benutzt, ohne die feinsten Gebrauchsspuren – und doch bereits beschädigt. Ein Riss, ein Sprung, eine Absplitterung, die nicht von einer langen Nutzung herrührt, sondern von einem einzigen Moment im Herstellungsprozess. Ein erster Makel, der zugleich der Beginn einer neuen Geschichte ist.

Was ist Bruchware?
Bruchware, auch als B-Ware bezeichnet, umfasst Keramiken und Porzellanstücke, die bei der Produktion oder beim Transport beschädigt wurden. Oft handelt es sich um kleine Mängel, die das Stück weiterhin nutzbar machen – ein winziger Glasurfehler, eine kaum sichtbare Unebenheit. Solche Stücke finden oft ihren Weg in den vergünstigten Verkauf. Doch wenn die Beschädigung zu groß ist, insbesondere wenn das Stück zerbrochen ist, wird es meist entsorgt.

Besonders ärgerlich ist ein Bruch, der beim Glasurbrand entsteht – der letzte Schritt in einem langen Prozess. Das Stück wurde entworfen, aus Ton geformt, geschrüht, glasiert und in den Ofen gegeben. Alles lief nach Plan, bis dieser eine Brand die Struktur nicht hält, das Material schwächt oder zum Reißen bringt. Für Keramiker*innen ist das ein herber Verlust, denn die ganze vorherige Arbeit ist damit hinfällig.
Eine zweite Chance für beschädigte Stücke
Die Kollektion meiko gibt genau diesen Stücken einen besonderen Wert. Wo Kintsugi einem Stück, das eigentlich das Ende seiner Reise erreicht hat, eine zweite Existenz schenkt, wird hier dieser Übergang bewusst in den Schaffensprozess integriert. Die beim Glasurbrand entstandenen Risse und Bruchstellen erzählen die Geschichte dieses Übergangs.

Für die Keramiker*innen bedeutet das eine faire Zusammenarbeit: Sie erhalten den vollen Preis für ihr fertiges Produkt, so als wäre es unversehrt geblieben. Die Kosten für die Reparatur berechne ich zusätzlich. So entsteht eine Balance zwischen handwerklicher Arbeit und kunstvoller Wiederherstellung.
Die Künstler*innen hinter meiko
Die Objekte stammen von Keramiker*innen, die in ihrer Arbeit eigene, unverwechselbare Handschriften entwickeln.
Feier Wang (feierwang.com) – Ihre Arbeiten verbinden filigrane Strukturen mit archaischer Schlichtheit. Sie experimentiert mit Texturen und Glasuren, um traditionelle Formen neu zu interpretieren.
Die Stücke von Feier Wang sind derzeit im Nihon Mono in der Potsdamer Straße 93 in Berlin-Schöneberg zum Verkauf ausgestellt

Ennio Nobili (en-ceramica.com) – Seine Keramiken zeichnen sich durch skulpturale Formen und subtile Farbverläufe aus. Er arbeitet oft mit reduzierten Farbtönen und organischen Linien, die seinen Stücken eine meditative Qualität verleihen.
Ein weiteres Stück von Ennio Nobili ist derzeit in Arbeit und wird ab Mai verkäuflich sein.

Heike Bischof (atelieramchamissoplatz.de) – Ihre Arbeiten sind geprägt von einer feinen Balance zwischen Funktionalität und Ästhetik. Sie schafft Objekte, die sowohl im alltäglichen Gebrauch als auch als Kunstwerke bestehen können. Die Zusammenarbeit mit ihr erweitert die meiko-Kollektion um eine neue, spannende Perspektive.
Erste Stücke von Heike Bischof werden ab Mai verkäuflich sein.

Jedes dieser Stücke trägt eine Spur der Unvollkommenheit, die sich in der Kintsugi-Reparatur verwandelt. Ein Moment des Bruchs, der nicht das Ende, sondern den Anfang einer neuen Lebensreise markiert.
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