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Bruchware – Die erste Spur einer Lebensreise

Autorenbild: Eva Lenz-CollierEva Lenz-Collier

Antiquitäten tragen die Spuren vieler Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte. Sie erzählen Geschichten von Gebrauch, von Händen, die sie gehalten, und Augen, die sie betrachtet haben. Bruchware ist ihr Gegenstück. Noch nie benutzt, ohne die feinsten Gebrauchsspuren – und doch bereits beschädigt. Ein Riss, ein Sprung, eine Absplitterung, die nicht von einer langen Nutzung herrührt, sondern von einem einzigen Moment im Herstellungsprozess. Ein erster Makel, der zugleich der Beginn einer neuen Geschichte ist.


Eine kleine, organisch geformte Keramikschale mit blassblauer Glasur steht auf Untergrund aus schwarzem Holz. Zwei kleine Scherben sind herausgebrochen und liegen in der Schale.
Zerbrochene Schale - Bruchware von Feier Wang

Was ist Bruchware?


Bruchware, auch als B-Ware bezeichnet, umfasst Keramiken und Porzellanstücke, die bei der Produktion oder beim Transport beschädigt wurden. Oft handelt es sich um kleine Mängel, die das Stück weiterhin nutzbar machen – ein winziger Glasurfehler, eine kaum sichtbare Unebenheit. Solche Stücke finden oft ihren Weg in den vergünstigten Verkauf. Doch wenn die Beschädigung zu groß ist, insbesondere wenn das Stück zerbrochen ist, wird es meist entsorgt.


Bruchstücke einer flachen Keramikschale mit Braun-Grüner Glasur liegen auf einem Tisch in einer Werkstatt.
Zerbrochene Schale - Bruchware von EN Ceramica

Besonders ärgerlich ist ein Bruch, der beim Glasurbrand entsteht – der letzte Schritt in einem langen Prozess. Das Stück wurde entworfen, aus Ton geformt, geschrüht, glasiert und in den Ofen gegeben. Alles lief nach Plan, bis dieser eine Brand die Struktur nicht hält, das Material schwächt oder zum Reißen bringt. Für Keramiker*innen ist das ein herber Verlust, denn die ganze vorherige Arbeit ist damit hinfällig.


Eine zweite Chance für beschädigte Stücke


Die Kollektion meiko gibt genau diesen Stücken einen besonderen Wert. Wo Kintsugi einem Stück, das eigentlich das Ende seiner Reise erreicht hat, eine zweite Existenz schenkt, wird hier dieser Übergang bewusst in den Schaffensprozess integriert. Die beim Glasurbrand entstandenen Risse und Bruchstellen erzählen die Geschichte dieses Übergangs.


Organisch geformte Keramikschale mit Kintsugi-Reparatur in Arbeit.
Zerbrochene Schale - Bruchware von Feier Wang

Für die Keramiker*innen bedeutet das eine faire Zusammenarbeit: Sie erhalten den vollen Preis für ihr fertiges Produkt, so als wäre es unversehrt geblieben. Die Kosten für die Reparatur berechne ich zusätzlich. So entsteht eine Balance zwischen handwerklicher Arbeit und kunstvoller Wiederherstellung.


Die Künstler*innen hinter meiko


Die Objekte stammen von Keramiker*innen, die in ihrer Arbeit eigene, unverwechselbare Handschriften entwickeln.


Feier Wang (feierwang.com) – Ihre Arbeiten verbinden filigrane Strukturen mit archaischer Schlichtheit. Sie experimentiert mit Texturen und Glasuren, um traditionelle Formen neu zu interpretieren.

Die Stücke von Feier Wang sind derzeit im Nihon Mono in der Potsdamer Straße 93 in Berlin-Schöneberg zum Verkauf ausgestellt


Eine flache, organisch geformte Keramikschale mit rauer, unregelmäßiger Kante und feinen Kintsugi-Reparaturlinien aus Gold.
Teller SHĀN V - 山 五 aus der Kollektion meiko

Ennio Nobili (en-ceramica.com) – Seine Keramiken zeichnen sich durch skulpturale Formen und subtile Farbverläufe aus. Er arbeitet oft mit reduzierten Farbtönen und organischen Linien, die seinen Stücken eine meditative Qualität verleihen.

Ein weiteres Stück von Ennio Nobili ist derzeit in Arbeit und wird ab Mai verkäuflich sein.


Eine runde, flache Keramikschale mit braunen und schwarzen Farbschichten, deren Riss mit Kintsugi-Technik vergoldet repariert wurde.
Schale MOE·GI -もえ-ぎ aus der Kollektion meiko

Heike Bischof (atelieramchamissoplatz.de) – Ihre Arbeiten sind geprägt von einer feinen Balance zwischen Funktionalität und Ästhetik. Sie schafft Objekte, die sowohl im alltäglichen Gebrauch als auch als Kunstwerke bestehen können. Die Zusammenarbeit mit ihr erweitert die meiko-Kollektion um eine neue, spannende Perspektive.

Erste Stücke von Heike Bischof werden ab Mai verkäuflich sein.


Mehrere beschädigte Keramikgefäße mit schwarz-beiger Musterung liegen auf einem Tisch in einer Werkstatt. Im Hintergrund sind Pinsel, Werkzeuge und Lackfläschchen zu sehen.
Bruchware von Heike Bischof aus dem Atelier am Chamissoplatz

Jedes dieser Stücke trägt eine Spur der Unvollkommenheit, die sich in der Kintsugi-Reparatur verwandelt. Ein Moment des Bruchs, der nicht das Ende, sondern den Anfang einer neuen Lebensreise markiert.


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